Ich habe euch bereits erzählt, dass ich eine bestenfalls schwierig zu nennende Beziehung zu Pflanzen pflege. Obwohl ich sie liebe und mir sehr viel Mühe gebe, sie gut zu behandeln, mache ich doch immer irgendetwas falsch. Mit einer Ausnahme: Balkonpflanzen.
Ich kann lediglich spekulieren, woran es liegt, dass Pflanzen auf dem Balkon bei mir nicht nur gedeihen, sondern regelrecht wuchern. Vielleicht bringt die Natur draußen einfach alles in Ordnung, was ich verbocke, wer weiß. Es hat aber dazu geführt, dass ich inzwischen jedes Jahr aufwendig plane, was ich auf meinem Balkon anbauen will — und das sind selten Blumen.
Was ist eigentlich ein Selbstversorgerbalkon?
Ein Selbstversorgerbalkon ist, wie der Name schon sagt, ein Balkon, auf dem man Pflanzen zieht, die man essen kann, und die einen dadurch bis zu einem gewissen Grad unabhängig von Lebensmittelhändlern machen. Man kann, genügend Platz vorausgesetzt, nahezu alles auf einem Balkon anbauen. Kartoffeln? Kein Problem, man braucht lediglich ausreichend tiefe Gefäße. Kopfsalat? Ideal für klassische Blumenkästen. Von etlichen Gemüsesorten wie beispielsweise Karotten oder Blumenkohl gibt es mittlerweile sogar spezielle Mini-Züchtungen, die sich perfekt für den Balkongarten eignen.
Der Klassiker: Küchenkräuter
Was sich gewiss jeder zutrauen kann, ist ein kleiner Kräutergarten. Diese Pflanzen sind meist sehr genügsam, wachsen kräftig und verleihen Speisen das gewisse Etwas. Frische Petersilie gibt es bei mir den ganzen Sommer über, ähnlich wuchsfreudig ist auch Basilikum.
Mit Minze in all seinen Ausprägungen hatte ich bislang indes wenig Glück: Die Samen taugten nichts, die Sonne war zu heiß und hat die Blätter verbrannt, dann wieder war der Sommer zu nass. Mein bisheriges Highlight waren Raupen, die mir eine komplette Pflanze kahlgefressen haben, bevor ich sie überhaupt gesehen habe. Wer hätte auch gedacht, dass sie ätherische Öle fast noch lieber mögen als wir?
Mit eigens auf eure Kochgewohnheiten abgestimmten Kräutern liegt ihr jedenfalls nie verkehrt. Ein paar kleine Blumentöpfe reichen schon, wichtig ist aber, dass ihr regelmäßig erntet: Etliche Kräuter wachsen umso besser, je öfter man sie schneidet.
Niedliche Besucher und die Folgen
Wollt ihr übrigens Radieschen, Kohlrabi, Blumenkohl oder eine andere Kohlart anbauen, ist der Kohlweißling euer Todfeind. Als völliger Gartenlaie nichts ahnend, freute ich mich anfangs noch über den Besuch von gleich so vielen Schmetterlingen und verlor dann meine gesamte Blumenkohlernte an die Raupen des Kohlweißlings. Und wer meint, nach dem ersten Versuch hätte ich dazugelernt: Zwei Jahre später passierte mir dasselbe mit Radieschen.
Schädlinge, generell ein leidiges Thema bei Balkonpflanzen. Es vergeht kaum ein Jahr, in dem meine Blumen, egal welcher Sorte, nicht irgendwann von Blattläusen vereinnahmt werden. Auf Terrassen stellen Schnecken ein nicht zu unterschätzendes Problem dar, vor allem in verregneten Sommern. Gegen den Kohlweißling und seine Brut sollen übrigens spezielle Netze helfen, mit denen man die Pflanzen abdeckt. Mir persönlich ist die Lust auf Pflanzen, die Raupen anziehen, aber erst mal vergangen, deshalb habe ich das bisher nicht ausprobiert.
Auch für Naschkatzen
Ein Naschbalkon ist in gewisser Weise die Kür des Ganzen und kann am leichtesten mit Beeren umgesetzt werden. Sogenannte Monatserdbeeren (sind Walderdbeeren sehr ähnlich) kann man selbst aus Samen ziehen, sollte das aber möglichst frühzeitig tun, damit die Pflanze den Sommer über genug Zeit hat, um nennenswert Früchte zu produzieren. Im Gartencenter erhält man mittlerweile aber auch flachwüchsige Ableger von Erdbeerpflanzen, die sich speziell zur Zucht im Kübel eignen und bei guter Pflege nicht nur reichlich Früchte, sondern auch eigene Ableger produzieren.
Auch Himbeeren, Brombeeren und Heidelbeeren eignen sich übrigens hervorragend für den Balkon, da sie je nach Züchtung in schön kompakten Sträuchern daherkommen. Ich habe mir dieses Jahr einen zwei Jahre alten Himbeerstrauch geleistet, der innerhalb kürzester Zeit reichlich Früchte trug, inzwischen aber fast ein wenig zu stürmisch in die Höhe schießt. Da so ein Strauch in der Anschaffung deutlich teurer ist als eine Erdbeerpflanze, verlangt er natürlich etwas mehr Pflege. Wie ich ihn korrekt überwintere, ist mir aktuell allerdings noch ein absolutes Rätsel. (Für Tipps bin ich dankbar!)
Probieren geht über studieren
Was ich aus vier Jahren Selbstversorgerbalkon gelernt habe, ist im Wesentlichen folgendes: Einfach mal machen. Verluste gibt es immer, sei es durch die Wahl der falschen Pflanzen (West- und Südbalkone sind im Hochsommer eine Herausforderung), Pflegefehler (Bücher lesen, und zwar viele!) oder Schädlinge (Augen offen halten, schnell reagieren). Aber wenn ihr nicht gerade superteure Spezialzüchtungen kauft, ist das nicht weiter schlimm, dann versucht ihr es eben einfach noch mal.
Ich habe dieses Jahr zum Beispiel erstmals Erbsen angebaut, am Ende aber nicht eine einzige ernten können. Leider konnte ich sie nicht ordentlich festbinden, weil sie wegen einer Balkonrenovierung mobil bleiben mussten, was bei Kletterpflanzen echt problematisch ist. Dann hatten wir im Frühsommer diese schlimmen Stürme, während der der Kasten zweimal umgekippt ist. Und dann brach urplötzlich der Hochsommer aus, woraufhin mir die Schoten regelrecht verbrannt sind. Für eine zweite Saat war es da schon zu spät, aber für die Zukunft weiß ich nun, was ich anders machen muss.
2 comments
Auch wenn einen die Ausbeute eines Balkons nicht von regelmäßigen Supermarktbesuchen entbindet, finde ich die Vorstellung, zum Ernten einfach vor die Tür zu gehen, wildromantisch. Und garantiert Bio ist es auch.
Ich selbst liebäugele auch mit Erdbeeren oder Cherrytomaten, bei meinem rabenschwarzen Daumen zieh ich mir vermutlich nur Kompost. 😉
Trotzdem, schöne Bilder!
Wie praktisch so ein Balkongarten ist, macht sich vor allem bei Kräutern bemerkbar, finde ich. So frisch kann man die anderweitig gar nicht bekommen.
In punkto Tomaten kann ich (dank meiner meinen Eltern) berichten, dass die wohl wie blöd wachsen, selbst wenn man keine Ahnung hat. Sie hatten jedesmal wesentlich mehr, als sie überhaupt essen konnten. Erdbeeren sind auch vergleichsweise pflegeleicht, man muss halt nur eine Sorte finden, die zum Standort passt. Der Juni war bei mir krass, da konnte ich fast täglich eine Erdbeere ernten, das lag aber am Bombenwetter. Grundsätzlich tragen die meisten Sorgen aber den ganzen Sommer über und bis weit in den Herbst rein.
Wie gesagt: Einfach mal ausprobieren, die Jungpflanzen kosten ja nicht die Welt.