Darkher
Dass mir Spotfiy erst nach zwei oder drei Jahren, in denen ich schon Chelsea Wolfe höre, Darkher vorschlägt, lässt mich doch ein wenig am Algorithmus zweifeln. Andererseits ist die Band wahrscheinlich zu unbekannt, um schon früher aufgegriffen worden zu sein, und ohne Spotify hätte ich sie überhaupt nicht entdeckt. Jedenfalls ist nicht nur die Musik auf der gleichen schweren folkig-doomigen Wellenlänge, die Stimmen von Chelsea Wolfe und Jayn Hanna Wissenberg sind sich sogar erstaunlich ähnlich. Am liebsten mag ich das trommellastige „Wars“ und das sanft sehnsüchtige „Lament“, das tatsächlich eine düstere Wuthering Heights-Stimmung aufkommen lässt. Ich bin gespannt, wohin die Band noch geht.
Street of Crocodiles
Hach, Animationsfilme. Jedes Mal, wenn ich so ein abgefahrenes Schätzchen wie Fehérlófia sehe, frage ich mich, warum ich mich überhaupt noch mit profanen Realfilmen abgebe (ach so, weil ordentliche Figuren und Geschichten ab und zu auch nett sind). Über den Körperhorror von Jan Švankmajer, dem David Cronenberg nichts vormachen kann, gelangte ich schließlich wieder zu meinen Lieblingen, den Quay-Brüdern. Kennt ihr das, wenn man sich von einer Ästhetik total ertappt fühlt, als hätte man die eigene Seele in Form und Atmosphäre gegossen und ziehen lassen? So geht es mir mit dem Stop-Motion-Meisterwerk Street of Crocodiles. Es ist mir so nah, dass es auf schaurig-wohlige Weise wehtut, weil es wie der Spiegel meiner tiefsten Sehnsüchte, Schmerzen und Ängste ist. Ich verstehe auch nicht, was hier vor sich geht. Aber das ist gar nicht nötig, um diese vollkommene, surreale Welt zu fühlen. (Aber keine Angst, meine Seele hat mehrere Seiten, am anderen Ende des Spektrums liegt beispielsweise Song of the Sea.)
Street of Crocodiles
1984 am Schauspiel Stuttgart
Dass Theater so immersiv sein kann. Sogar aus der 13. Reihe. Ich torkelte nach eineinhalb Stunden ganz benommen in die Pause. Das lag einerseits am fantastischen Bühnenbild, das ein schwarzes, nebliges Rotund darstellte, mit Monolithen als teilweiser Begrenzung nach außen und einem großen Zylinder, der über der Mitte schwebte und die einzige Lichtquelle darstellte. Zusammen mit den lustigen Gestalten, die die Bühne bevölkerten, wurde so eine unwirkliche, dystopische, tatsächlich gefühlt zukünftige Welt erschaffen. Es lag aber natürlich auch an der Rockmusikbegleitung von Woods of Birnam (mit Schauspieler Christian Friedel als Frontmann – lustig, schon der zweite Haneke-Darsteller, den ich dieses Jahr auf der Bühne sehe), deren inhaltlichen Beitrag zum Thema ich zwar nicht ausmachen konnte, die aber natürlich mit in die Darstellung einsog. Was das viele Geschrei, die Clowns und das versöhnliche Ende (ein Frevel!) nun genau zu Orwells Gehirnwäsche-Vision beitrugen, weiß ich nicht. Ich glaube, nicht viel. Aber wozu gehe ich ins Theater? Um was zu lernen oder um Unmittelbarkeit zu erleben? Es ist wirklich großartig, wie sich so nach und nach die Facetten der Theaters vor mir entblättern. Diese war eine tolle Erfahrung.
Latz und das unfassbar schöne Kleid
Ich habe einen Latzrock gefunden! Spätestens seit KW08 suche ich ja schon danach. Leider ist er nicht aus Cord, sondern aus schnödem Jeans, aber man muss halt nehmen, was man kriegt. Dafür geht er bis zu den Knien und verliert dadurch seine Kindlichkeit. Und dann gibt es ja so eine Sorte Kleidung, die man jahrzehntelang anschmachtet und doch nicht glaubt, dass man sich so was jemals leisten kann. Und dann hing da plötzlich ein Häkelkleid im 1910er-Stil beim günstigen Spanier, bei dem ich praktisch nie was finde. Ich kann es immer noch nicht ganz fassen. Es ist so schön!