Vorsätze sind schön und gut – sofern sie realistisch umsetzbar sind und am besten gleich strategisch geplant werden. Aber man muss sich seiner selbst bewusst sein, seiner Faulheit und dem eigenen Durchhaltevermögen. Ich kenne mich: Ich kann mich zu nichts bringen, was ich nicht in dem Moment als wichtig und dringend empfinde. Ich mache keine Vorsätze, ich mache Pläne. Mir ist zum Beispiel aufgefallen, dass ich 2017 vor allem deswegen mehr Serien als Filme geschaut habe, weil ich an jene wesentlich leichter und günstiger rankomme. Das ist doch traurig. 2018 werde ich also mehr Geld für Filme ausgeben, dafür weniger für Klamotten. Schade, aber mein Kleiderschrank ist sowieso voll.
Was ich aber noch viel lieber festlege als Vorsätze, sind Vorfreuden. Das kommende Jahr soll nicht aus Leistungsdruck bestehen. Es soll aus Ereignissen bestehen, auf die ich mich freue. Das ist 2018 besonders wichtig, weil ich momentan nur meine Zeit absitze in einer unglücklichen Situation, an der ich bis etwa August wenig ändern kann. Damit dieses halbe Jahr aber nicht als ganz so drückendes Gebirge vor mir liegt, muss ich mir Täler suchen, die das Überqueren leichter machen. Täler – das sind für mich Szenenwechsel in Form kultureller Ereignisse oder Reisen. Einige größere und kleinere Täler habe ich bereits zusammengesammelt. Es ist aber noch Luft.
Januar
28.01. München: You Were Never Really Here
Meine Zukunftsplanung besteht zu einem nicht unerheblichen Teil aus dem Hinfiebern auf Filmstarts. Sie geben meiner Zukunft Struktur. Das war allerdings früher deutlich extremer, als ich tatsächlich noch zuverlässig Filme im Kino sehen konnte. Es gibt nicht mehr viele Filmprojekte, die mir so nah sind, dass ich weite Strecken für sie in Kauf nehmen würde. Aber mein längster Lieblingsschauspieler in einer Harte-Schale-weicher-Kern-Rolle einer Regisseurin, die damit einen männlichen Archetyp bearbeitet: Her damit, und zwar sofort! Der Film läuft erst am 26.04. offiziell in Deutschland an, bei den Fantasy Filmfest White Nights aber bereits drei Monate früher. Und dann kann ich am selben Tag sogar noch The Shape of Water sehen.
Februar
01.02. Kino: Phantom Thread
Ein neuer PTA. Da flippt die Filmwelt natürlich aus. Ich eigentlich nicht mehr. Erst, seit ich weiß, dass Phantom Thread eine Variation von Punch-Drunk Love als Kostümfilm in der Fashion-Szene in London ist, bin ich angefixt.
11.02. HBO: Here and Now
Alan Balls neue Familienserie. Seine andere Familienserie, Six Feet Under, ist mir eine Herzensangelegenheit. Sie ist weise und menschlich und das emotional aufreibendste Stück Fernsehen, das es gibt. Jetzt nur nicht zu große Erwartungen haben!
22.02. Ulm: National Theatre Live: Cat on a Hot Tin Roof
Das Londoner Theater ist eine meiner größten Sehnsüchte. Ich könnte wöchentlich schöne klassische Inszenierungen anschauen. Daher sind die Live-Kinoübertragungen des National Theatre eine der aufregendsten medialen Entwicklungen der letzten Jahre für mich. In (Neu-)Ulm wurde nur leider schon seit Cumberbatchs Hamlet nichts mehr gezeigt. Nun kommt Cat on a Hot Tin Roof (angeblich, auf der Seite des Kinos ist noch nichts zu finden), aber ich bin noch skeptisch, ob so ein halb nackter schnuckliger Jack O’Connell (der aber auch tatsächlich ein interessantes britisches Talent ist) die 15 Euro oder so wert ist, während mich Sienna Miller noch nie überzeugt hat. Na ja, ich behalte die Angelegenheit mal als Lückenfüller.
März
22.03. Augsburg: National Theatre Live: Julius Caesar
Noch mal National Theatre Live. Diesmal Shakespeare. Und Ben Whishaw. Vor allem Ben Whishaws Stimme, die Shakespeare spricht. Vorher muss ich Julius Caesar erst noch lesen, aber diese samtweiche Stimme, die den größten Metaphoriker aller Zeiten vorträgt, ist Grund genug, zwei Stunden unterwegs zu sein.
April
12.04. Kino: The New Mutants
Was anderen ihr Star Wars, sind mir meine X-Men. Na ja, so ähnlich. Nach dem Trailer zu urteilen, ist The New Mutants ein Horrorfilm, was mir nicht gerade entgegenkommt, aber mir gefällt, wie das Franchise weiter an den Grenzen des Genres zwickt. Und gerade Körperhorror ist etwas, das dem Fremdheitsgefühl der X-Men sehr entgegenkommt. Außerdem ist die toll kühl-gruselige Anya Taylor-Joy dabei, neben der kleinen Power-Kugel Maisie Williams.
Mai
02. – 06.05. London: Jelena und Macbeth
Wie gesagt: Das Londoner Theater zählt zu meinen größten Sehnsüchten. Und auch wenn so eine Live-Übertragung besser ist als nichts, kann es trotz aller Nähe der Kamera zu den Darstellern die Unmittelbarkeit der direkten Theatererfahrung niemals nachahmen. Gutes Theater fehlt in meinem Leben, Shakespeare-Inszenierungen fehlen in meinem Leben. Und dann spielt Rory Kinnear, dessen sanfte Bedrohlichkeit Penny Dreadful so viel wertvoller gemacht hat, in dem Shakespeare-Stück, das ich besser kenne als alle anderen zusammen: Macbeth. Und ich so: Hin da! Und zum ersten Mal in meinem Leben habe ich das Geld dafür. Und dann finde ich in diesem Internet auch noch einen Menschen, der das mit mir teilen mag: Medienmädchen Jelena. Es ist so aufregend! Da ist die Stadt London, in der ich schon zweimal war, fast nur noch ein netter Bonus. Aber es wird auch schön sein, nicht mehr Touri spielen zu müssen, weil man die Attraktionen bereits kennt, sondern einfach nur gemütlich durch die Gegend zu schlendern, Museen zu besuchen, ein bisschen zu shoppen (englische Mode ist schließlich die Beste).
24.05. Kino: Papillon
Rami Maleks Gesicht. Auf großer Leinwand.
Juni
20.06. Zürich: A Perfect Circle
Ich höre dieser Tage zwar wirklich viel Musik, mag aber nur sehr wenige Musiker wirklich rundherum sehr. Selbst wenn es hier geographisch leichter wäre, Konzerte zu besuchen, muss ich die meisten Bands, die ich kenne und wenigstens ansatzweise mag, nicht unbedingt live sehen. Maynard James Keenan aber ist ein Herzensmusiker. Nicht nur liebe ich seine karamellzarte Stimme, sondern tatsächlich alle drei seiner Bandprojekte. Tool, die so sehr auf meiner Tonlage schwingen wie keine andere Band, habe ich bereits live gesehen. Es war super, natürlich, aber es war eben auch perfektionistisch glatt und noch dazu ein Stadionkonzert. A Perfect Circle sind weniger charakteristisch, dabei aber vielleicht ungezwungener in ihrem Auftritt. Und es ist eine kleinere Location. So oder so: Maynard!
??.06. HBO: Sharp Objects
Amy Adams wertet mit ihrer zugleich kompetenten und emotionalen Art alles auf. Eine Entwicklung über acht Folgen einer Krimiserie hinweg sehe ich mir also natürlich gerne an.
Was fehlt?
Ein Roadtrip. Ein Treffen mit den restlichen Medienmädchen. Dass Chelsea Wolfe nach Europa kommt. Ein Filmfestbesuch, der länger als zwei Filme dauert (am besten akkreditiert). Nur sind die meisten Filmfestivals leider später im Jahr. Vorschläge?
7 comments
Auf „Julius Caesar“ bin ich auch schon gespannt, allerdings finde ich, ist es eines seiner langatmigsten Stücke, welches nicht ohne Grund rein nur wegen des Monologs von Mark Anton in Erinnerung geblieben ist, aber das hat ja selbst in der Filmversion mit Marlon Brando genügt, um zwei Stunden lang zu fesseln.
Mist, jetzt habe ich noch weniger Lust darauf, es zu lesen. Leider hat es aber überhaupt keinen Zweck, sich ein Shakespeare-Stück anzuhören, ohne es vorher einmal mitgedacht zu haben. Na ja, was tut man nicht alles …
Shakespeare ist ja nie verlorene Zeit, nur gibt es Stücke, die ein wenig mehr Arbeit sind und es gibt schlimmere Gründe um es sich durchzulesen denn die Aussicht auf Ben Whishaw in „Julius Caesar“.
Also hier spielen A Perfect Circle in der großen Zitadelle Spandau, die schönste Location Berlins für Konzerte. Habe mein Ticket noch nicht, aber ich denke da werde ich mich auch aufmachen. Wer weiß, wann die Herren nochmal ein Album machen. *llach*
Aber dass du Tool live gesehen hast, macht mich schon arg neidisch. Ob die das endlich mal gebacken bekommen, was von sich hören zu lassen.
Doch doch, das nächste Tool-Album kommt bestimmt. Vielleicht nicht dieses Jahr, vielleicht auch nicht nächstes, aber noch in diesem Leben. Und dann kommen sie mal wieder nach Europa und dann wird alles gut. Ich fand ja dieses Interview mit Maynard aus dem Red Room sehr amüsant, in dem er erläutert, wie selbst ihn das Gefrickel seiner Kollegen wahnsinnig macht.
Und was soll ich sagen: Wenn Maynard ruft, geht man hin (zumal, wenn man dafür nicht drei Stunden fahren und Schweizer Ticketpreise zahlen muss).
Uuuhhh, verlink mir das Interview doch bitte! 😘 Wir bleiben also Optimisten!
Ist doch verlinkt? Na ja, doppelt schadet nicht: https://www.youtube.com/watch?v=2-qqMGnxcs4