Die erste Folge einer Staffel ist gewöhnlich dazu da, den Status Quo zu zeigen, und in dieser Hinsicht unterscheidet sich „Dragonstone“ nicht von den bisherigen Staffel-Openern. Was mich erstaunt und am Ende auch wirklich gefreut hat, ist allerdings die Erkenntnis, dass sich die Autoren von der wenigen Anzahl verbliebener Folgen nicht unter Druck setzen lassen. Nach der Eröffnungsszene mit einem Knall findet die Folge einen ruhigen und angenehm langsamen Tonfall, zu Beginn sehr dialoglastig (und deshalb fesselnd), gegen Ende fast wortlos (und mit der Kraft der Bilder sprechend). Es ist ein bisschen wie beim Schach, unsere Figuren sind nun auf dem Spielfeld platziert, die ersten Pläne werden geschmiedet.
Und das Schachbrett ist so übersichtlich wie nie zuvor: Alle gegen Cersei und der Night King gegen alle. Cerseis Verbündete lassen sich mittlerweile an einer Hand abzählen und es ist, als wäre ihre Motivation endlich aller Vorwände (wie Nachwuchs) beraubt und stünde nackt da: Macht um der Macht willen. Cersei und den Night King trennt da nicht viel. Und doch tun sich neue, komplexe Konflikte auf, vor allem zwischen Jon und Sansa, die durch unterschiedliche Erfahrungen unterschiedliche Führungsstile an den Tag legen: ethisch richtig und gütig gegen regeltreu und vorausschauend sicherheitsbedürftig.
Trotzdem legt sich der geschwisterliche Disput bald, denn: Winter has come. Es gilt zusammen zu halten und Allianzen zu schmieden. Ganz gleich, was die vorhergegangenen Generationen für Konflikte ausgetragen hatten, ihre Kinder sollen davon befreit sein. Lyanna Mormont agiert sich ein weiteres Mal in unsere Herzen und nachdem Samwell Tarly in der Citadel neben einer gänzlich unbefriedigenden Tätigkeit, die wenig mit Lesen und Recherche zu tun hat, herausgefunden hatte, dass unter Dragonstone jenes Material verborgen liegt, mit dem der Night King bezwungen werden kann, wird sich Jon auch bald auf den Weg machen. Zu Daenerys Stormborn und sie um ihre Hilfe bitten.
Doch was soll man noch über eine Episode sagen, die lebendiger als die gesamten letzten Staffeln war? Der Hund ist zurück und hat das Herz aller, Kleinfinger, ist wie immer auf unangenehme Weise sexy und Tormund, Brienne und Podrick sind die Einzigen, die ein Spin-Off verdienen. Bis dahin werden wir mal beobachten, was der Euron der Cersei von seinen Reisen mitbringt.
Jes, Lena, k4tze, Friedl