Habt ihr auch einmal die Hälfte des Monats auf ein Ziel hinorganisiert? Ich habe geputzt, gekocht und für eine verfressene Bagage Wünsche und Geld entgegengenommen, eingekauft und das Bespaßungsprogramm um den Grand Prix herum dekoriert. Und jetzt, wo alle gegangen sind und mein Balkon nach dem ersten Grillen des Jahres wahrlich wie ein Schlachtfeld aussieht, bin ich irgendwie in ein Loch gefallen. Und dass nicht nur, weil ich weder mit den Teilnehmern noch dem letztendlichen Gewinner des ESC zufrieden bin. Und ihr glaubt es nicht, aber ich war so intensiv im Organisationsmodus, dass ich vor Schreck zum ersten Mal im Leben den Gratis Comic Tag vergessen habe. Ich schäme mich. Ist eigentlich außerhalb Berlins Lokalpatriotismus ein Thema? Ich musste am Samstag beim Videoschnipselvortrag in der Volksbühne an ein Gespräch mit einem zugezogenen Freund denken, der jegliche Art von Patriotismus ablehnt. Den das besonders bei Teilnehmern linken Aktivismus auf die Nerven geht, da man so ziemlich unschön ausgeschlossen wird. Nachvollziehbar. Für mich war Berlin nie Deutschland und ich fand das immer gut, sagen zu können, dass ich aus Berlin komme. Da hatte man irgendwie immer einen Freifahrtschein fürs Aus-dem-Rahmen-Fallen. Es wurde fast schon erwartet, dass du der Quotenparadiesvogel bist. Ich komme wohl langsam in das Alter, wo ich den Wandel der Stadt seit meiner Kindheit bemerke. Wo mich die Gespräche mit irgendwelchen Studenten, die mir vom angesagtesten Club erzählen, die von Berlin schwärmen, aber noch nie außerhalb Prenzelbergs waren, ankotzen. Und dann klingt man auf einmal wie ein verbitterter CDU-Politiker, der panisch bis aggressiv sein Kulturgut schützen will. Ein Zwiespalt, den ich gar nicht mag. Jedenfalls fragte Kuttner in der Volksbühne, ob er den folgenden Schnipsel, der im starken schwäbischen Dialekt gesprochen ist, noch schnell übersetzten sollte und es meldeten sich im ausverkauften Saal vielleicht zehn Händchen. Die Restberliner, die noch die Miete zahlen können und noch nicht geflüchtet sind, aufgrund der Freundlichkeit und der erhöhten Sauberkeit im öffentlichen Raum. Mir fällt auch spontan keine andere räudige Stadt ein, in die ich mich stattdessen begeben könnte. Die meisten können doch mit meiner herzlichen Ruppigkeit nüscht anfangen. Würden sich wahrscheinlich alle umbringen wie Hannah Baker in Tote Mädchen lügen nicht. Eine furchtbare Serie, wie ich finde. Hilft niemandem weiter und hat dazu geführt, dass ich nach der letzten Episode nicht einschlafen konnte, weil ich, wie es jetzt so schön heißt, „getriggert“ wurde und diese verdammte Sequenz mit den Pulsadern ständig vor meinem inneren Auge herumspukte. Und ich bin keine 16 Jahre mehr. Da kann man sicher das Unheil erahnen, was die Serie bei Jugendlichen mit ohne Luxusproblemen anrichten kann. Meine Eltern haben sich wenigstens gefreut, dass ich überpünktlich zum Mittag erschien. Es gab Spaghetti mit Bolognese. Natürlich vegan, weil wir coole Berliner sind.
Und nein, ich habe die Berge an Geschirr und Flaschen immer noch nicht angerührt.
13 comments
Tote Mädchen lügen nicht. Weil sie nicht reden.
13 Reasons why I like dead people:
1) They don’t talk
2-13) siehe Grund 1
Warum bist du denn jetzt ein „Medienmädchen“, mein Frieml? „Mädchen“ hat sich erledigt, sachste ja selbst, und mit „Medien“ hast du doch auch nich mehr oder weniger zu tun als jeder andere Netflix-Abonnent.
Ich hab den ESC dieses Jahr noch gar nich gesehn. Danke für die Spoilerfreiheit. BERLIN DEN CHAOTEN! AUFRÄUMER RAUS!
Ich übe mich in Kooperation. Man muss ja nicht alles allein stämmen. Für die Weltherrschaft. Und ich odne mich erst einmal unter, auch wenn ich kein Mädchen bin, sondern eine Frau. Gutes Thema für die nächste Friedlumne. Danke dafür!
Ganz ehrlich: Du hast nichts verpasst. Keine Trashperlen.
Die anderen „Medienmädchen“ sind auch keine Mädchen. Allesamt 7 Sylvester Onanie studiert und sobald der Bauchnabel anfängt, Falten zu werfen und die Nippel zunehmend den Kopf hängen lassen, wird sich sofort daran erinnert, wie unfaßbar niedlich und unschuldig man doch eigentlich ist. Mysogynie, Frieml. Das ist ein Thema mit Zukunft. Kann jede(r) seine ganz eigene Sichtweise ins Psychogramm des aufgeklärten Westens mit einbringen „Die starke unabhängige Frau-Frau – Warum sie sein muß, aber nicht werden kann“. Stehe gern als Experte für alle einschlägigen Fragen zur Verfügung. Auch nachts. Gelegentlich sogar nüchtern.
Misogynie ist, „Mädchen“ als etwas lediglich Niedliches und Unschuldiges zu bewerten und anderen ihren Reifestatus zu erklären.
Dies … und sooooo viel mehr.
EIner meiner Lieblingstweets von … mir selber war:
„Misogyny? What else? Woman are evil. They must be, ‚cause they birth men.
The creature that gives life to a demon must be the devil itself.“
Mittlerweile hab ich den gelöscht. Wegen Frauenhass.
Hach, so viele schmerzhafte Erinnerungen, so viele tiefe Wunden ohne Chance auf Heilung, so viel unwiederbringliches Selbstwertgefühl.
Was wäre das Leben nur ohne den ständigen, aufreibenden Gewaltakt zwischen den Geschlechtern namens „Beziehung“? Lebenswert sagen die einen, unfaßbar öde erwidern die Masochisten und die Christen halten zwischenmenschliche Folter für Gottes Willen.
Die Alte kommt grad vom Klo. Runde 3 steht bald an. Die ersten beiden hat sie nach Punkten gewonnen, aber seither haben Jack, Johnnie und ich kräftig trainiert. Wird schon schiefgehn …
Jesus Christus, habt euch lieb. Man muss jetzt nicht alles totphilosophieren. Lena hat Recht, du hast Recht und ich habe rechter. So.
Was bedeutet denn „Log Lady“?
Du hast noch zwei Wochen um für die dritte Staffel „Twin Peaks“ bereit zu sein.
Ich habe einem guten Freund die ersten beiden Staffeln auf DVD zum Geburtstag geschenkt. Demnächst werden wir sie gemeinsam ansehen und wenn wir fertig sind, die dritte beginnen.
Ich bin gespannt, was du dann dazu zu schreiben/sagen hast. *lach*
Ich auch.
Vor dir ist man aber auch nirgends sicher…
Sorry. *lach*