Miss Booleana hat erneut eine interessante Blogparade gestartet: Unser ganz persönliches Genre. Damit meint sie nicht Actionfilm, Liebesdrama oder Western, sondern etwas Spezielleres. Die Themen, Motive, Figuren, Inszenierungen, die sich in Filmen, die wir gerne sehen, immer wieder wiederholen. Das, was uns automatisch zu Filmen hinzieht, was viele unserer Lieblingsfilme gemeinsam haben. Unser Ding eben.
Lena
Die bittersüßen Welterklärer
Ich liebe epische, in der Regel überlange Filme, die sich nicht mit dem Alltäglichen zufriedengeben, sondern die gleich eine ganze Epoche (Spiel mir das Lied vom Tod), Kunst, Wissenschaft, Natur und Glaube (Stalker), Krieg und Wahnsinn (Apocalypse Now), Erinnerungen und das Menschsein (Blade Runner), das ewige L(i)eben (The Fountain), Ikonen und den Western an sich (The Assassination of Jesse James by the Coward Robert Ford), Gewalt (The Wild Bunch und Macbeth) oder eben mal so die gesamte Menschheitsgeschichte (2001: A Space Odyssey), na, vielleicht nicht erklären, aber allgemeingültig in überwältigend metaphysischen Bildern in Szene setzen. Filme, in denen irgendwas, jedenfalls die Unschuld und der Glaube an das Gute für immer verloren sind, in deren Dunkelheit aber stets die schwache Erinnerung daran elegisch glimmt. Filme, deren Ende ein endgültiger Abschied ist, aber auch ein verschämt hoffnungsvoller, zwiespältiger Neubeginn.
Das ist ein eher schwammiges „Genre“, aber genau das ist es, was mich an Filmen anzieht. Dieses bittersüße Weltbild ist eben fundamental und kann sehr viele verschiedene Formen annehmen. Dennoch gibt es Filme dieser Art nicht wie Sand am Meer und noch weniger solche, die mir trotz ihrer Wuchtigkeit und Prätention entsprechen und nah gehen. Aber das ist okay, dadurch bleiben sie besonders. Und glücklicherweise mag ich auch das augenscheinlich genau gegenteilige Genre sehr: die kleinen realistischen intimen Dramen. Und Stop-Motion Filme in allen Formen und Farben!
k4tze
Kreaturen und Tierchen
Ganz gleich, ob Dinosaurier in Transformers 5 und Jurassic World oder putzige Pokémons in Star Wars – The Last Jedi das Herz erobern, der Xenomorph mehr Empathie empfängt als die beteiligten Menschen oder das Alien Calvin (Life) als gleich verteidigt wird. Seien es Critters, Sandwürmer oder Drachen. Es sind CGI(!)-Kreaturen, die mir das Herz stehlen. Sollen 1000 Menschen in einem Film sterben, wehe aber der Regisseur lässt das arme Hündchen krepieren. Ein Film, in dem CGI-Tiere gequält werden? Keine Chance. Ich zweifle daher, ob ich mir Jurassic World 2 ansehen werde. Immerhin stürzen hunderte von Dinosauriern in den Tod.
Kurzum: Ein Film gewinnt an massivem Unterhaltungswert („Haha! Das Tierchen hat ihn gefressen!“) – oder lädt zum Mitfühlen ein („Aber… die armen Tiere!“), wenn ein putziges, hässliches, hübsches oder garstiges CGI-Tierchen bzw. eine Kreatur über die Leinwand hüpft. Und aus welchem Grund auch immer, der Mensch hat immer Schuld und das Tierchen ist immer gut und Opfer seiner Umstände. Auch das Alien wollte nur sein Überleben sichern.
Jelena
Verfilmte Literatur
Ich liebe Literaturverfilmungen. Im Grunde genommen ist natürlich jede Verfilmung gewissermaßen eine Literaturverfilmung (außer sie kommt mit Storyboard aus), aber am liebsten sind mir Filme, die tatsächlich Literatur, die ich auch gelesen habe, zum Inhalt haben. Mir kann Jane Austen nicht oft genug verfilmt werden. Ich mag Whit Stillmans Zugang zu Lady Susan, Joe Wrights Pride und Prejudice entdecke ich immer wieder aufs Neue, und ich erfreue mich regelmäßig an Ang Lees Sense and Sensibility. Ich habe immer gerne gelesen, aber Verfilmungen haben mir Literatur tatsächlich näher gebracht. Ich kenne wahrscheinlich jede bekannte und nicht so bekannte Verfilmung von Lady Chatterley (Pascale Ferran) und Wuthering Heights (Andrea Arnold) genauso gut wie ich deren Vorlagen kenne. Dank Bram Stoker’s Dracula habe ich Bram Stoker zu schätzen gelernt. Genauso geht es mir mit Dangerous Liaisons von Choderlos de Laclos (wohingegen mich Cruel Intentions furchtbar langweilt hat). Letztes Jahr hat es mir Nocturnal Animals von Tom Ford angetan, Tony and Susan von Austin Wright kann ich daher nur empfehlen. Was Arthur Conan Doyles Sherlock betrifft, lese ich lieber die Geschichten, als die Filme oder Serien zu schauen, aber bekannt sind sie mir trotzdem. Oft kenne ich die Vorlage, was bei Klassikern der Fall ist, aber oft lese ich den Roman nach dem Film. Dann kommt wieder der Film dran. Ein ewiger Kreislauf aus Lesen und Schauen ist das. Ich begebe mich auf eine Art Entdeckungsreise, ich will oft wissen, was die Regisseurinnen und Regisseure dazu bewegt hat, gerade diese Geschichte auf die Leinwand bringen zu willen. Demnächst auf meinem Zu-Lesen-Stapel: Das finstere Tal von Thomas Willmann.
2 comments
Wow, dankeschön an euch Drei fürs mitmachen!
Das sind wirklich tolle Kategorien, aus denen ich auch gern Filme schaue. A Space Odyssee hat es mir unter denen besonders angetan. Er und Lenas oben angesprochenes Genre stehen für Filme, die uns in unseren Grundmanifesten erschüttern können und wirklich zum nachdenken bringen bzw. lange nachhallen.
Tiere sind aber auch ein gutes Thema, die Funkelfüchse in Star Wars waren zuletzt meine Favoriten. 🙂 Aber einen besonderen Platz in meinem Herzen hat wohl der sehr reale Fuchs aus „Der Fuchs und das Mädchen“ :3
Und bei Literaturverfilmungen kann ich mich zwar selten entscheiden, welche Reihenfolge ich besser finde (erst Film, dann Buch oder andersrum!? schwierig!), aber ich finde es auch zu spannend zu sehen wie etwas adaptiert wurde und ob daraus etwas eigenes wurde oder eine werkgetreue Adaption.
Wirklich ganz spannende Gernes. 🙂
Danke für diese tolle Blogparade! Es war wieder ein schöner Anlass, unsere doch recht unterschiedlichen Vorlieben und Wahrnehmungen zu zeigen. Wieder was gelernt über meine Kolleginnen. 😀
Und du sagst es sehr schön: Die Filme meines Genres bleiben hängen, sie zeigen einen ganz ungewohnten Blick auf die Dinge, sie fordern heraus und sind doch irgendwie eine Heimat für die eigenen Zweifel und Sehnsüchte.