Diesen Monat startet der erste Mega-Blockbuster mit einem weiblichen Superheld im Zentrum in den Kinos – Wonder Woman. Das muss gefeiert werden! Wir stellen im Juni daher ebenfalls unsere Heldinnen ins Zentrum – aus Film, TV, Comic und dem realen Leben. Media Girl ist zur Stelle!
Wir starten durch mit unseren liebsten Heldinnen aus Film und Serie – solche von nebenan und andere, die die Welt retten:
Friedl: Brenda Chenowith
Es gibt nur wenige Charaktere aus Film und Fernsehen, die mit dir mitwachsen. Die du zur Gänze wahrscheinlich erst in den letzten Lebensjahren erfassen kannst. Menschen eben.
Brenda aus der HBO-Serie Six Feet Under ist ein solches Exemplar fantastischer Schreib- und Schauspielkunst. Sie ist eine Heldin, denn sie darf komplex sein. Als äußerst intelligent und selbstbewusst wahrgenommen, schafft sie es, alle Emotionen und Verhaltensparadoxa auszuleben, sodass jedem Drehbuchschreiberling klar werden müsste, dass es keine schwachen oder starken Frauencharaktere zu geben hat, da es keine schwachen oder starken Menschen da draußen gibt.
Brenda kommt aus einer anstrengenden Familie, hat keine großartige akademische Laufbahn begonnen, obwohl sie jeden, inklusive sich selbst, in den Boden analysieren könnte, da der Gemütszustand ihres Bruders bei ihr immer Vorrang hatte, sie macht sich das Leben sehr, sehr oft schwieriger als es ist, versucht immer, den Erwartungen, die von Kindesbeinen an sie gestellt wurden, zu trotzen und schafft es, anderen unglaublich gut, aber auch unglaublich schlecht zu tun. Eine Frau der Extreme, die sich immer wieder selbst überrascht, wenn sie auf ihr Leben blickt und feststellt, dass sie nie gedacht hätte, dass sie dort, wo sie genau in diesem Moment ist, ankommen würde.
Eine wahre Heldin.
Gorana: Eve
Wenn ich mal groß bin, möchte ich so werden wie Eve (Tilda Swinton) aus dem Film Only Lovers Left Alive. Leider müsste ich erst 1000e von Jahren alt werden, um zu solch einer Perfektion heranzureifen. Trotzdem gebe ich mir, mit meinen lächerlichen 37 Jahren, die größte Mühe, so gut wie möglich, in den Einklang mit mir und der Welt zu kommen. Ich habe eine große Vorliebe für Vampire, und das, seit ich denken kann. Je älter (und weiser) ich werde, umso mehr fühle ich mich zu dieser einzelgängerischen Spezies hingezogen. Für mich sind Vampire keine Monster, sondern eine upgedatete Version des Menschen, dem das ewige Bewusstsein geschenkt wurde. Ihre einzige Schwäche: Sie brauchen Blut zum Überleben, aber irgendeinen Haken muss die Sache ja haben. Aber noch mal zurück zu Eve. Sie hat die Achtsamkeit perfektioniert, steht über den Dingen, und hat ihre Lebensjahrhunderte dazu genutzt, zu lernen, sich weiterzuentwickeln, mit der Welt mitzuwachsen. Und sie liebt Adam bedingungslos, so wie er ist. Sie versucht ihn nicht zu ändern, was die nobelste und weiseste Eigenschaft von allen ist. Um es noch mal kurz zusammenzufassen: Es braucht sehr viele Jahre und viel Zeit alleine, um Weisheit zu erlangen. Ich werde gerne älter, denn ich sammle auch gerne Wissen. Ich werde ständig vom Gefühl getrieben, zu wenig zu wissen, über mich, die Welt und über alles was noch möglich ist. Danke Tilda Swinton und Jim Jarmusch, für diese großartige Filmfigur. Ich habe mich noch nie einer Filmprotagonistin so verbunden gefühlt wie der Vampirin Eve.
Jelena: Imperator Furiosa
Keine Filmheldin hat mich in den letzten Jahren (!) dermaßen begeistert wie Imperator Furiosa aus Mad Max: Fury Road. In einer unübersehbaren Hommage an Aliens Ripley hat Frank Miller eine Heldin geschaffen, wie sie uns das Mainstream-Kino im Allgemeinen und das Action-Kino im Besonderen selten bietet. Sie ist die eigentliche Protagonistin und zugleich teilt sie sich die Leinwandzeit mit dem titelgebenden und im Film wortkargen Max. Furiosa bedient keine Schönheitsklischees und Hollywood’schen Geschlechterrollen (buzz cut, Armprothese, athletische Physiognomie) und doch ist die Auffassung ihrer Weiblichkeit etwas Selbstverständliches. Ihre Figur geht uns unter die Haut, sie schreit, leidet, lacht, agiert furchtlos, treibt mit ihrer Entschlossenheit die Verfolgungsjagd und die Dramaturgie voran. Eine beeindruckend zur Schau gestellte und von Charlize Theron gespielte Gefühlspalette offenbart sich dem Publikum. Das Ende des Films und dieser nervenaufreibenden Jagd ist eine schöne Analogie zum Sturz des Patriarchats (Immortan Joe verliert sein Gesicht, seine Macht, seine Nachkommenschaft). Eine neue Gesellschaftsform musste her: Diese auf Respekt beruhende Unabhängigkeit steht als Synonym für das Miteinander der Wüstentöchter und -söhne. Zu guter Letzt dürfen wir nicht vergessen, dass wir es hierbei mit Popcorn-Unterhaltung zu tun haben. Die Zukunft des Action-Kinos wird auf jeden Fall vielversprechend diverser.
Jes: Ellen Ripley
Alien ist in jedweder Hinsicht ein Meilenstein und filmisch weitaus raffinierter, als das für einen Horrorfilm üblich ist. Wir lernen Ellen Ripley (Sigourney Weaver) zusammen mit dem Rest der Crew der Nostromo kennen, und nichts deutet anfangs darauf hin, dass sie die Hauptfigur ist, denn Regisseur Ridley Scott legt großen Wert darauf, dass alle Schauspieler gleich viel Screentime erhalten. Und das ist es eigentlich auch, was Ripley perfekt definiert: Sie ist eine normale Frau, die in einer Ausnahmesituation über sich hinauswächst. Dabei war Ripley zunächst sogar als männliche Rolle angelegt. Scott besaß das Feingefühl, nicht einfach einer Frau eine Männerrolle zu geben, sondern mit ihr eine vielschichtige Heldin zu schaffen, die Stärke beweist und gleichzeitig als Frau erkennbar bleibt. Das wird in der Fortsetzung Aliens sogar noch weiter herausgearbeitet, in der Ripley mütterliche Gefühle zeigen darf und daraus überhaupt erst die Stärke gewinnt, die sie für den Kampf benötigt.
k4tze: Galina ‚Red‘ Reznikov
Der Fall vom Captain der Voyager (Star Trek: Voyager) zur russischen Gefängnisköchin in Litchfield (Orange is the new Black) ist tief und brachial, aber Kate Mulgrew meistert beides hervorragend, denn auch als Küchenchefin bewahrt sie die Oberhand und genießt gewisse Freiheiten beim Personal sowie den Respekt der Insassen. Red fällt nicht nur wegen ihres roten Schopfes auf, sondern auch durch den (großartigen!) russischen Akzent und ihre konsequente Art, mit Konflikten umzugehen. Du magst ihr Essen nicht? Fein. Dann gibt es kein Essen mehr. Mitgefühl zeigt sie gegenüber Frauen in Notsituationen und nimmt sich den drogensüchtigen Mädchen an. Und zugegeben, ich musste lange überlegen, bis mir Red in den Sinn kam (nach Ellen Ripley und den Stark-Mädels (Game of Thrones) und Cersei) aber je länger ich darüber nachdenke, desto zufriedener bin ich mit der Wahl.
Lena: Lisa Fremont
Lisa Fremont (Grace Kelly) in Alfred Hitchcocks Rear Window ist die Frau als Objekt par excellence. Ihr Freund, der an Rollstuhl und Wohnung gefesselte Voyeur Jefferies (James Stewart), ist zunächst nicht viel mehr als genervt von ihr. Erst als sie in die Wohnung des Nachbarn gegenüber steigt, um einen Mord aufzuklären, beginnt er, sich für sie zu interessieren – weil er sie aus der Distanz mit seinem Male Gaze beobachten kann. Dabei inszeniert sie sich als Model selbst gern als Objekt und drapiert sich in ihren wallenden Kleidern ins Dekor, dennoch ist sie keine passiv-exhibitionistische Puppe. Sie reißt die Handlung des Films an sich, wird aktiv, als der an den Rollstuhl gefesselte Mann es nicht kann, klettert in ihren wunderschönen Kleidchen auf Feuerleitern und bringt durch cleveres Kombinieren einen Frauenmörder hinter Gitter. Grace Kelly ist für mich die Inkarnation weiblicher Eleganz und obwohl sie hauchzart und geschmeidig durch die Szenerie gleitet, sind all diese Zartheit und bauschigen Kostüme kein Widerspruch zu ihrem Heldentum. Es scheint eher, als würden erst ihre Kleider ihr das Selbstbewusstsein geben, um in Jefferies‘ Welt als Opposition zu bestehen. Lisa Fremont beweist: Heldinnen müssen keine Hosen und Waffen tragen, und Jeansträgerinnen dürfen auch die Vogue lesen. Sie überschreitet Grenzen und rettet den Tag.
6 comments
Brenda, Furiosa und speziell Ripley <3
Alle toll! (Aber dass Brenda ganz ohne meinen Einfluss hier gelandet ist, finde ich auch großartig.)
Haha! Bei Brenda dachte ich dasselbe! 🙂
Stets zu Diensten. *verbeug*
Yeah.. und ich gucke eindeutig zu wenig Amazon Prime. Ich habe Brenda noch nie zuvor gesehen, also gehe ich mit Red, Imperator Furiosa und dichte spontan noch Ray dazu.
Brenda musste ja bei der werten Frau von Grimm auftauchen. Wenn nicht, hätte ich sie hier einfach in den Kommentaren untergebracht. Also Brenda, nicht Frau von Grimm… 😉