Ich verbringe pro Tag zwei bis drei Stunden damit, in Bussen und Zügen zu sitzen oder auf Busse und Züge zu warten. Ich höre viel Musik. Vor allem meinen Mix der Woche von Spotify. Ich liebe Musik, aber ich kenne mich nicht wirklich aus und bin zu faul, mir selbst unbekannte, potenziell großartige Songs zu suchen. Denn oft genug hält der Spotify-Mix tatsächlich Perlen bereit. Momentan haben wir wieder einen guten Lauf. Jede Woche sind ein paar Songs es wert, gespeichert zu werden. Es gab aber auch schon andere Zeiten. Dann muss man einige Wochen pausieren und es läuft wieder. Hin und wieder ist es sowieso ratsam, die gespeicherten Songs mal durchzuhören und auszumisten oder dem einen oder anderen Interpreten daraus mal genauer nachzuhorchen. Aus den letzten, na, sagen wir eineinhalb Musikmonaten sind diese Songs hängen geblieben.
Was ich am Spotify-Mix sehr mag, ist, dass er einem Musikgenres serviert, von denen man gar nicht wusste, dass man sie mag. Bei mir ist das oft genug von den 80ern angehauchter Synthie-Kram (wie hier z.B. „Strobe Lights“) oder ziemlich elektronischer Pop (auch noch mit Rap-Einlage), wie „Pretty Girl“, das ich ganz großartig finde, weil es so etwas auf bodenständige, intime Weise Episches hat. Vermutlich hervorgerufen durch den Wechsel zwischen Solo- und Gruppengesang. Der Rest klingt hauptsächlich nach atmosphärischem, unterhaltsamem Indie – die perfekte Bus-Musik für mich.
Auf zwei Songs möchte ich aber noch genauer eingehen:
„You Just Want“ von King Creosote ist genau die Art Indie-Rocksong, die ich mag. Da baut sich langsam etwas Überlebensgroßes auf, da ist Sehnsucht, da wechseln sich Wiederholung und Variation ab, da sind Rockmusik-untypische Instrumente, die ich nicht alle benennen kann, aber die so etwas Irisch-Koboldhaftes und damit irgendwie Mythologisches haben, da wird Stimme für die Stimmung eingesetzt statt für Eindruck, da wird ein Raum geschaffen mit Musik, eine Geschichte erzählt, eine zwar monotone (denn so ist das Leben), aber gerade durch diese Beharrlichkeit einlullende und tief gehende.
Von „Sane“ war ich ziemlich schnell ziemlich besessen, sodass es durchaus öfter viermal in Dauerschleife lief. Auch hier baut sich langsam ein Sehnsuchtsraum auf, zunächst durch das unwirkliche Wabern, dann durch diese glasklare, nüchterne, einsame Stimme, dann durch ein militärisch strenges, künstliches, rhythmisches Trommeln, das in Konkurrenz zum zarten, mäandernden Gesang eine seltsam hypnotische Harmonie von Hart und Weich, Mechanischem und Organischem bildet, bevor dann alles in einem zurückgenommenen Pulsieren ausklingt. Danach musste ich sofort mehr hören von Fear of Men. Der Rest des Albums gefiel mir deutlich weniger, aber diese irritierenden Trommelwirbel gibt es zum Glück noch öfter, z.B. in „Until You“.
Neben dem Spotfiy-Mix höre ich vor allem Filmmusik. Aber dazu in einem anderen Beitrag.
5 comments
Danke für CAT. Klingt gar nicht mal so schlecht, die Dame.
Huch, ich hätte nicht gedacht, dass sich jemand tatsächlich meine Playlist anhört. Cool!
Dafür ist die doch da, oder? 😉
Schon, aber man weiß ja, wie die Leute im Internet sind. Die haben doch alle keine Zeit.
So eine Playlist kann man doch gut nebenbei hören, wenn man eh gerade Blogbeiträge liest. So mach ich das meistens… 🙂